Samstag, 26. Oktober 2013

... in Indien (#8)

Aufbruch nach East Kerala
 
Die gepackten Koffer warteten bereits auf unseren Zimmern, als wir zu unserer letzten Tour vom Tamil Theological Seminary (TTS) aufbrachen. Denn nach unserem Besuch der Studenten im dritten Jahr, sollte es gleich weitergehen. Sie lebten auf dem Land (s. Tagesbericht von gestern), um etwas über nachhaltige Landwirtschaft und das Leben der Bauern zu lernen. Gemeinsam feierten wir einen Gottesdienst im Freien, wo wir anschließend auch zum Frühstück eingeladen wurden. Hierbei ergaben sich viele private Gespräche, bei denen es oft um die allzu menschlichen Unterschiede zwischen unseren Ländern ging.
Im Anschluss hatten die jungen Theologiestudenten ein Kulturprogramm vorbereitet und traditionelle indische Tänze einstudiert. Die jungen Frauen und Männer tanzten so voller Begeisterung für uns, dass wir sie unterbrechen mussten, um nicht aus unserem Zeitplan zu laufen. Hier im Osten, ist es bereits üblich, auch Frauen zu Pastoren zu weihen, selbst die erste Bischöfin gibt es hier schon. Im Westen, unserem Ziel Kerala gehen die Uhren jedoch noch anders.
Mit unseren Koffern starteten wir schließlich zu einer über siebenstündigen Busfahrt nach East Kerala. Schon weitem sahen wir hinter der trockenen Ebene die grünen Berge mit Wasserfällen. Diese Western Gates reichen von dort aus bis an die Westküste Indiens, in ihnen liegt Kerala.
Wie mit einem Lineal gezogen erschien uns die Klimagrenze, nachdem der Bus einige Höhenmeter zugelegt hatte. Ringsum den Bus nur noch Grün, Urwald, Tee- und Pfefferplantagen, auch andere Gewürze kann man hier nahezu direkt vom Produzenten kaufen. Die Gewürzstadt Kumili, die erste hinter dem Grenzpass, zeigte sich menschenleer und verschlossen. Ein Streik machte den Plan unserer Damen zunichte, sich mit frischen Gewürzen einzudecken. Doch kannte unser Busfahrer einige Kilometer weiter eine Laden an der Landstraße, an der man sich mit Gewürzen (und ich mit indischer Schokolade aus frischem Kakao) eindecken konnte.
Während ich in dem kleinen Laden wartete und mich trocknete, denn draußen regnete es in Strömen, sprach mich ein junger Inder an. Er fragte nach meinem Namen und nach Städten und Plätzen, die man in Deutschland gesehen haben müsse. Gezielt sprach auch er mich wieder auf die deutsche Wiedervereinigung an und wie wir damit zufrieden seien, ob es große Schwierigkeiten gebracht habe. Als ich ihm unter vielen anderen historischen Sehenswürdigkeiten auch das Niederwald-Denkmal bei Rüdesheim nannte und ihm auch den Hintergrund erklärte, weshalb die Statue Richtung Frankreich über den Rhein blickt, war das Interesse des jungen Mannes vollends geweckt und er fragte mich Löcher in den Bauch. Ob Deutschland und Frankreich immer noch Feinde seien und wenn nicht, wie man nach einer so feindseligen Geschichte nun seit 60 Jahren in Frieden miteinander leben könne, interessierte ihn sehr. Schließlich musste ich ihm meine Email-Adresse notieren. Ich denke, ich werde noch von ihm hören.
Nach Einbruch der Dunkelheit trafen im Bischofshaus bei Todupulai ein. Durch einen Tippfehler in der letzten Email wurden wir erst am nächsten Abend erwartet, weshalb keine Zimmer vorbereitet waren und für den morgigen Samstag auch kein Programm vorbereitet ist. Wir werden diesen Tag als Ruhepause und als Waschtag nutzen.




 

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