Mittwoch, 16. Oktober 2013

... in Indien (#4)

Der zweite Tag - viele Infos und zum ersten Mal Haut-an-Haut durch die Straßen
 
Nachdem ich zwei Tage nicht zum Schreiben kam, weil unser enges Programm oder die INet-Verbindung es nicht zuließ, hier nun der Bericht zum Montag:
 
Unser zweiter Tag in Chennai begann mit einer Andacht, vielen Infos und dann endlich auch eine Fahrt zu den Sehenswürdigkeiten Chennais.
Nach einer Morgenandacht mit allen Mitarbeitern des Gästehauses der Church of South India (CSI) hatten Referend Daniel und der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit Mr. Solomon sich Zeit für unsere Gruppe genommen und uns in kurzen Präsentationen die Tätigkeiten und Projekte der CSI vorgestellt. Anschließen eröffneten wir die Frage- und Diskussionsrunde - natürlich alles in Englisch.
Angesprochen auf die zwei großen Schlagzeilen, die wir als Europäer aus Indien kennen, nämlich die Vergewaltigung von Frauen in der Öffentlichkeit und den Niedergang der indischen Wirtschaft. Zu den Vergewaltigungen erfuhren wir, dass die Opfer oft den »Dalids« angehörten, den Kastenlosen. Kastenlose in einer Gesellschaft der Kasten, Menschen, die oft nicht als Menschen angesehen werden und dann auch leicht zum bloßen Sexualobjekt werden.
Viele der Dalids wenden sich dem Christentum zu, weil sie dort Zugang zu einer Gesellschaft ohne Kasten finden, was jedoch die Probleme außerhalb dieser neuen Gemeinschaft nicht löst. Die CSI versucht durch verschiedene Projekte (s. Bericht morgigen Bericht) den jungen Mädchen und Frauen Selbstvertrauen, Bildung und Ausbildung zu geben, um sie selbstbewusst und unabhängig von den Männern zu machen. Diese Projekte werden teils von Ehemännern nicht gerne gesehen und die Kirche stößt hier auch auf Widerstände.
Neben diesen Tätigkeiten setzt sich die CSI auch für Agrarprojekte ein, um die einfachen Bauern von den Lizenzgebühren der Konzerne zu befreien. Schon eine Missernte treibt die kleinen Bauern oft in den Selbstmord. Außerdem fordert die Kirche gesundes, chemiekalienfreies Essen für die indische Bevölkerung.
Nach dem Essen besuchten wir die zwei einzigen touristischen Ziele Chennais, den St. Thomas-Hügel und die St. Thomas-Kathedrale. Dies waren auch die einzigen Orte, an denen wir bisher auf andere Ausländer stießen. Ansonsten sind wir hier »allein unter Indern«, wie es auch gedacht war. Auf dem Rückweg zum Gästehaus stand noch ein Besuch eines Hindu-Tempels auf dem Programm. Da der Bus im Verkehr stecken blieb, entschied Pfarrer Thomas Philipp: »Alle raus aus dem Bus!« - als Sheela, unsere indische Begleiterin und der Busfahrer hiergegen Bedenken äußerten, sagte Thomas: »Survival Training in India!« Als wir uns dann Haut-an-Haut durch die Mengen an den Straßenständen durchgekämpft und den Tempel besichtigt hatten und schließlich mit dem Bus wieder zurückfuhren, sagte Birgit, sie sei schon einmal in Indien gewesen, aber so nah sei sie dem wirklichen Leben hier nicht gekommen. Ihre Gruppe sei damals mehr behütet worden, Thomas’ Stil dagegen ist: Rein in die fremde Welt, zwischen die Menschen!
In diesem Sinne werden wir am Mittwoch auch nicht nach Kochi fliegen, sondern den Nachtzug besteigen, um auch dieses »Feeling« einmal zu erleben.
Doch zuerst kommt morgen der Bericht über unseren Besuch der kirchlichen Projekte auf dem Land.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen