Mittwoch, 30. Oktober 2013

... in Indien (#13)

Kleine Rundreise, Blutegel und alte Kirchen
 
Am Mittwochmorgen holte Referent Luke uns ab und wir verbringen den Tag wieder mit sechs Mitgliedern unserer Gruppe und mit Referend Luke und Referend Roy. Zunächst besuchen wir zwei touristische Attraktionen, deren Namen ich leider schon wieder vergessen habe. Angeblich sind sie in vielen Bollywood-Filmen zu sehen, weshalb ein Video-Dreh dort 500 Rupie kostet, richtige Filmaufnahmen 5000. Zum Glück ist Fotografieren kostenlos, doch außer viel Nebel um die sanften, runden, mit Gras bewachsenen Hügeln ist auch nicht viel zu sehen. Gut, außer Kühen und Unmengen von Müll, der achtlos in die Hecke geworfen wurde. Hierher kommen hauptsächlich inländische Touristen und uns drängt sich der Verdacht auf, dass man inner-indische Sehenswürdigkeit immer daran erkennt, dass rundherum alles wild zugemüllt ist.
Wir besichtigen später noch Genossenschafts-Teefabrik und genießen das »Cruisen« mit den beiden Referends. Schließlich besuchen wir auch heute wieder eine Kirche und deren Referend mit dessen Familie. In der Kirche ergriffen Referend Luke die Handtrommel, die Frau des örtlichen Pastors die Marschtrommel und zusammen mit Roys hingebungsvollem Gesang boten die drei uns ein eindrucksvolles Mini-Konzert. Der Referend und seine Familie leben in einem bescheidenen Haus neben der Kirche ein, für unsere Verhältnisse kaum eine Gartenlaube, in der das Bett hochkant an die Wand gestellt wurde, damit die deutschen Gäste sich setzen können. Reich werden die Pfarrer hier in Indien sicher nicht und dabei sind die, die wir kennengelernt haben, teils von morgens fünf bis kurz vor Mitternacht im Gemeindedienst. Trotzdem bietet man uns auch wieder den indischen schwarzen Tee mit Milch (Chay) an und allerlei Snacks. Wieder mit viel frischem Obst, darunter auch ein wirklich frischer, reifer Granatapfel, den Referend Roy fachgerecht zerlegt und unter uns aufteilt. Auch ich, der sich sonst kein Freund von Granatäpfeln bin, vertilge noch ein zweites Stück. Trotz der ärmlichen Verhältnisse erleben wir erneut eine große Gastfreundschaft und sehen nur lachende Gesichter.

Bevor Luke uns wieder bei unserem Gastgeber ablieferte, zeigte er uns noch »seine Kirche« in Pallikkunnu. Ein Gotteshaus im schottischen Stil, noch aus der Kolonialzeit, mit fast 150 Jahren eine der ältesten Kirchen Keralas. Auf dem Friedhof davor sind zwei Arbeiter gerade dabei, die Gräber zu restaurieren. Damals wurden Engländer und Einheimische noch getrennt voneinander beerdigt. So ganz vereint im Glauben waren sie dann vielleicht doch noch nicht. Die Grabsteine damals seien aus Deutschland importiert worden, erzählt uns der Lokalhistoriker, sie hätten einfach die bessere Qualität gehabt.
Abends schließlich entdeckt Eberhard auf seiner Hose rote Flecken und vermutet, sich mit den Granatapfelstücken bekleckert zu haben. Er verschwindet im Bad und kurz darauf ertönt ein Schrei und Eberhard zeigt mir seine Wade. Ein alter »Freund« aus den feuchten Wiesen: ein Blutegel. Die roten Flecken waren von innen gekommen und die Stelle, wo der Parasit seinen gerinnungshemmenden Speichel abgesetzt hatte, wollte nicht aufhören zu bluten. Schließlich half ein gutes altes Pflaster.

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