Donnerstag, 11. Oktober 2018

Demokratie, Monarchie und Rassismus

In einer Demokratie sind alle Menschen gleich, auch deshalb ist dort kein Platz für Rassismus. Von den Menschenrechten ganz abgesehen. Nun habe ich die Bilder vom Besuch eines Königspaares in Deutschland gesehen und dabei die jubelnde Menge und auch sonst sind die Adeligen in den Sozialen Medien immer sehr umgarnt und angehimmelt.

Nun fragte ich mich: Wie wird man eigentlich adelig? Also nicht angeheiratet oder adoptiert, was ja nicht wirklich von adeligem Blute ist. Eben, die Sache mit dem "Blut", mit der Verwandtschaft, man ist es von Geburt an.

So, wie entsteht nun Rassismus? Die einen glauben, von Geburt an etwas Besseres zu sein als andere. Es gibt die sogenannten "Untermenschen", die "Wilden", die "Barbaren" usw. es gibt noch viele andere, böse Bezeichnungen.

Jetzt drängt sich mir die nächste Frage auf: Wenn ich beim Adel akzeptiere, dass jemand von Geburt an über mir steht, akzeptiere ich dann auch leichter, dass jemand von Geburt an unter mir steht? Gibt es da einen Zusammenhang? Vielleicht kann mir da jemand helfen?


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CC-BY-ND 2018 Marc Stephan

Montag, 24. September 2018

Arbeitskollege Erdogan

Warum Politiker sich nicht benehmen dürfen, wie Bürger es sollten.


Es gibt Kollegen, die mag man nicht, muss aber trotzdem mit ihnen zusammenarbeiten, um voran zu kommen. Das denke ich mir, wenn nun deutsche Politiker vor dem türkischen Staatschef die Türen verschließen wollen. Man sollte dabei bedenken, dass Herr Erdogan ein gewähltes Staatsoberhaupt eines souveränen Staates ist. Was er dort tut oder nicht, kann uns gefallen oder nicht. Als Demokraten sollte es uns nicht gefallen, das stimmt. Aber es ist nunmal die Innenpolitik eines eigenständigen Landes; wir wollen schließlich auch nicht, wenn Erdogan sich in unsere Innenpolitik einmischt, was wir – mit Recht – sehr deutlich zeigen, wenn er versucht. Hätten die Politiker in der Vergangenheit jedoch genauso gedacht, würde der Eisener Vorhang heute noch immer West von Ost trennen. Ohne Reden geht es nicht.

Wenn nun Bürger auf die Straße gehen und ihre Meinung gegen den Politiker laut kundtun, ist das völlig in Ordnung. Es sind Demokraten und die stören sich daran, was in der Türkei geschieht und das dürfen und sollen sie dem ausländischen Staatschef auch zeigen. Unsere Politiker dagegen sind in diesem Fall eben nicht nur »Bürger«, sondern eben auch Vertreter Deutschlands und müssen mit dem Vertreter der Türkei zusammenarbeiten, um weiterzukommen. Es ist ihr Kollege, das muss ihnen nicht gefallen, sie müssen ihn nicht mögen aber sie müssen sich zusammenreißen und vor allem zusammenarbeiten!

Was mich dabei viel mehr stört ist, dass unsere Politiker diesen Unterschied zwischen Bürger und Vertreter des Staates mit besonderen Verpflichtungen nicht sehen, denn leider handeln sie auch in anderen Bereichen oft so, als würden sie den Unterschied nicht erkennen.


CC-BY-ND Marc Stephan

Der Hambacher Forst, ein verratenes Symbol

Schaue ich mir die Berichte zur Räumung des Hambacher Forstes an, denke ich mir zuerst: »Nicht alles was man darf, muss man auch tun!« Kurz danach denke ich aber daran, dass die Braunkohle in Deutschland subventioniert wird, wenn auch nur indirekt. Ohne indirekte Subvention stiege der Preis auf Braunkohlestrom auf das Dreifache.

Nun sehe ich die Demonstranten und auch einige der Radikalen, die sich gegen die Räumung und die Rodung des Forstes wehren, teils mit Gewalt. Dabei kommen mir Bilder aus den Medien in den Kopf, die Bergleute zeigten, die um ihren Job kämpften und gegen die Streichung der direkten Subventionen demonstrierten. Wer von den Räumungsgegnern im Hambacher Forst würde sich vor einen solchen Familienvater stellen und ihm ins Gesicht sagen: »Dein Job ist umweltschädlich, lass das Demonstrieren, such’ dir einfach einen anderen!« Niemand. Steine auf Polizisten werfen klappt dagegen sehr gut.


Dass der Hambacher Forst allein den Klimawandel nicht aufhalten kann, ist auch klar. Die Ausgleichsfläche kann den über 12 000 Jahre gewachsenen Wald nicht ersetzen, zumal auch die Braunkohle darunter noch als CO² in die Atmosphäre steigen wird. Trotzdem ist es ein Symbol. Aber ein Symbol für was? Dass wir uns gegen den Klimawandel stellen, während wir einen SUV fahren, stets das neueste Handy haben, zweimal im Jahr in den Urlaub fliegen, Plastiktüten verwenden, kürzeste Strecken mit dem Auto fahren, ständig das Internet nutzen (ja, auch das verschlingt weltweit Unmengen an Energie), Palmölprodukte kaufen und vieles mehr? Ich sage nicht, dass wir nicht um das Symbol Hambacher Forst kämpfen sollten, nur sollten wir eben dieses Symbol nicht täglich verraten.


CC-BY-ND Marc Stephan

Samstag, 25. August 2018

Kopftücher verbieten, Bärte aber nicht?

Nachdem nun "Terre de Femmes" behauptet, das Kopftuch habe nichts mit Religion zu tun - ich frage mich, warum "Terre de Femmes" das plötzlich zu bestimmen hat -, werden wieder die Rufe nach einem Kopftuchverbot laut. Es habe nichts mit Religion zu tun, sei nur das Zeichen einer Frauen unterdrückenden Kultur, heißt es oft. Dem will ich grundsätzlich nicht widersprechen, nur kann man eben nicht alles über einen Leisten schlagen. Junge Muslima, die studiert haben und mit Examen ins Berufsleben möchten und dabei Kopftücher tragen, sind sicher nicht so stark unterdrückt, wie manche es behaupten. Die Frauen, die wirklich unterdrückt werden - die gibt es, das bestreite ich gar nicht -, würden mit einem Kopftuchverbot einfach nicht mehr die heimische Wohnung verlassen dürfen. Ein großer "Fortschritt" also.

Was mich aber nun noch viel mehr beschäftigt: Selbst wenn ich das Kopftuch von der Religion löse und es nur als Zeichen einer die Frauen unterdrückenden Kultur sehe, dann wäre es doch Vollbart bei den männlichen "Hardlinern" das Gegenstück dazu. Ein Zeichen für eine Frauen unterdrückende Kultur. Warum verlangt jetzt niemand, diesen Bart zu verbieten? Warum will man nur wieder über die Frauen fremdbestimmen? Selbst "Terre de Femmes"?


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CC-BY-ND Marc Stephan 2018

Freitag, 4. Mai 2018

Zigeunerschnitzel, darf man das sagen?


Zigeunerschnitzel für den Berliner

»Darf man noch Zigeunerschnitzel sagen?« fragte man sich neulich im - erneut - im deutschen Fernsehen. Ob man es sagt oder nicht, ist allerdings nicht das Problem. Das Problem ist, was man sich dabei denkt. Niemand würde sich überlegen, zu einem Krapfen nicht mehr »Berliner« zu sagen oder zu den Würstchen nicht mehr »Frankfurter« oder »Wiener«. Selbst »Pariser« finden wenige sprachlich anstößig, auch wenn er nicht zum Essen gedacht ist.

Warum also ist das »Zigeunerschnitzel« diskriminierend, der »Berliner« aber nicht. An der Speise an sich kann es nicht liegen, ist beides lecker. Diskriminierend werden erst die Gedanken, die wir mit »Zigeuner« oder »Berliner« verbinden. Berliner sehen wir als positiv, schlimmstenfalls neutral, Zigeuner haben aber etwas Negatives. Zum einen wird sich diese negative Assoziation nicht ändern, wenn wir uns einfach das Wort »Zigeunerschnitzel« nicht mehr aussprechen, zum anderen stellt sich die Frage, ob das Wort »Zigeuner« damit nicht erst recht einen negativen Stempel erhält. Ich weiß, Zigeuner an sich gibt es nicht, es gibt Sinti und Roma. Trotzdem werden beide umgangssprachlich noch immer als »Zigeuner« zusammengefasst.


Sicherlich ist es einfacher, ein Problem einfach nicht mehr anzusprechen, nie mehr »Zigeunerschnitzel« sagen zu dürfen, als sich tatsächlich um das Problem, die negative Assoziation in den Köpfen der Menschen zu kümmern. Wir lieben eben den einfachen Weg. Bei »Negerküssen« wird das natürlich noch schwerer, deshalb darf man es ja schon lange nicht mehr sagen.



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CC-BY-ND Marc Stephan 2018