Samstag, 12. Januar 2013

... auf die guten Wünsche

"Ach Gott, jetzt hab' ich ihr auch noch 'frohe Weihnachten' gewünscht", sorgte sich eine Bekannte von mir. "Ich treffe aber auch jedes Fettnäpfchen!" Zugegeben, Weihnachten ist jetzt schon ein bisschen her oder noch lange hin - wie man es sehen möchte. Trotzdem störte mich etwas an der Aussage meiner Bekannten, die ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie einer älteren Dame frohe Weihnachten gewünscht habe. Meine Bekannte traf die Rentnerin nach längerer Zeit wieder und fragte nach deren Befinden, woraufhin diese sich beklagte, sie sei nun allein. Ihr Mann war vor Monaten verstorben und die alte Dame hatte dies noch immer nicht recht verarbeitet. Ganz betreten, den Sterbefall versäumt zu haben, wünschte meine Bekannte dieser Dame zum Abschied eben "frohe Weihnachten". Später fragte sie sich, wie denn für die Witwe das erste Weihnachten ohne ihren jahrzehntelangen Gefährten auf dem gemeinamen Lebensweg noch "schön" sein könne.

So geplagt von Selbstvorwürfen erzählte sie mir die Geschichte. Die Geschichte geht mir nun ständig durch den Kopf und ich frage mich: Warum sollte sie der alten Dame denn keine "frohe Weihnachten" wünschen? Sicher, es wird für die Witwe schwer gewesen sein, nach Jahrzehnten zum ersten Mal ohne ihren Gefährten unterm Weihnachtsbaum gesessen zu haben. Aber sollte man ihr nicht gerade deshalb "frohe Weihnachten" wünschen. Sollte man ihr nicht gerade deshalb wünschen, zumindest an Weihnachten eine "frohe Zeit" zu verbringen, eine Zeit ohne Gram und Schmerz? Und wenn wir das schon wünschen, warum dann eigentlich "nur" an Weihnachten? Sollte man Menschen, die man schätzt nicht das ganze Jahr über eine "frohe Zeit" wünschen, ihnen wünschen, trotz schwerer Schicksalsschläge wieder zum Frohsinn zurückzufinden?

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