Samstag, 8. September 2012

... im Keltenmuseum auf'm Glauberg



Nachdem ich früher als Mitarbeiter der Lokalpresse über einzelne Ideen und Planungen zum Keltenmuseum auf dem Glauberg berichtet hatte, war ich nun zum ersten Mal dort.

Seit ich das letzte Mal hier war, hat sich vieles verändert. Das ist immerhin auch schon fast vier Jahre her. Der Parkplatz ist immer noch derselbe, ein bisschen größer geworden, ein bisschen voller geworden und die Autos die hier stehen kommen noch immer aus aller Herren Bundesländer. So ein neues Keltenmuseum an einem so bedeutenden Ort ist mehr denn je ein Publikumsmagnet.

Von außen sieht das Museum so aus, wie es von den Wissenschaftlern und Architekten vor Jahren vorgestellt wurde. Damals war es selbstverständlich noch in der Planungsphase und bis zur Fertigstellung wird sich einiges geändert haben. Zu dieser Zeit wurde der Museumsbau als »Fernrohr in die Vergangenheit« vorgestellt. Für ein Fernrohr kam mir schon damals die Form an bisschen kantig vor aber vielleicht wird die Witterung auf dem Glauberg dafür sorgen, dass sich die Architektur im Lauf der Jahrhunderte an die ursprünglich gedachte Rohrform angleicht.

Nachdem ich das Museum betreten habe, stehe ich im Erdgeschoss zunächst vor der Gastronomie, welche auf den ersten Blick von der Fläche her mindestens halb so groß ist wie der Museumsraum im ersten Stock. Eine »kleine Cafeteria« war aber damals schon in der Planungsphase angekündigt worden. Aber wenigstens war die Treppe, die ins erste Obergeschoss führt, so wie sie angekündigt worden war: nämlich schön breit. Am Ende der Treppe angekommen steht man an der Kasse, wo es noch schön hell ist. Dreht man sich um, wird es schon langsam dunkel.

»Dunkel« ist in der »Keltenwelt am Glauberg« überhaupt ein wichtiges Wort. Vielleicht möchte man nicht nur den Kindern und Jugendlichen die Arbeit der Archäologen in der Praxis näher bringen, und hält deshalb den Ausstellungsraum ein bisschen schummrig. So kann auch der erwachsene Besucher die Fundstücke noch einmal entdecken. So ganz persönlich für sich allein. Bevor man in den eigentlichen Ausstellungsraum eintritt, wird man multimedial auf die Zeit der Kelten und ihrer Welt eingestimmt. Danach geht man kurz um die Ecke und kann dort alles tun, was man als Kind nicht durfte.

Wurde einem früher von der Mutter das Spähen durch Schlüssellöcher verboten, gibt es im Museum viele kleine Gucklöcher in den Wänden, die sogar an unterschiedliche Augenhöhen angepasst sind. Als Kind hatte man großen Spaß daran, heimlich durch Schlüssellöcher zu schauen und so reizt es Jung und Alt auch im Museum durch die Löcher zu linsen. Dies gehört zu den Vorrichtungen, die ich in der »Keltenwelt am Glauberg« für nützlich halte. Denn gleich neben diesen Gucklöchern befinden sich Vitrinen, in denen die Originalfundstücke oder deren Fragmente gezeigt werden. Wie diese Gegenstände in fast neuwertigen Zustand ausgesehen haben, enthüllen die Gucklöcher, welche eine 3-D-Sicht auf eine Rekonstruktion des Exponats freigeben.

In fremden Häusern Schubläden aufzuziehen, war einem von den Eltern auch verboten worden. Jedoch darf man dies Museum auf dem Glauberg, man wird sogar darum gebeten. Denn in diesen befinden sich weitere Exponate, die so klein sind, dass sie eben in Schubladen hineinpassen, in ihrer Anzahl aber keinen Platz mehr in den Vitrinen fanden. Hätte man das Museum ein bisschen größer gebaut, hätte man vielleicht mehr Vitrinen unterbringen können. Aber vielleicht soll auch das den Entdeckerinstinkt der Museumsbesucher wecken und die Aktivität, etwas geöffnet zu haben, wird durch den Blick auf neue Exponate belohnt.

Ebenso verhält es sich mit den auf den Boden gezeichneten Landkarten oder Skizzen. Auch die hätte man wohl ordentlich an die Wand malen können, wäre das Museum ein bisschen größer geworden. Denn wenn man hier Entdecker spielt und die Landkarten oder Skizzen auf dem Boden freilegen will, wird man nicht belohnt sondern von anderen Museumsbesuchern oder der Aufsicht zur Ordnung gerufen. Aber wie soll man sich einen freien Blick auf das Gemälde auf dem Fußboden verschaffen, ohne die Besucher beiseite zu schieben?

Für richtige Entdecker wurde das Grab des Keltenfürsten originalgetreu nachgebaut. Diesmal sogar mit einem richtig großen Guckloch, das zu groß ist, um geheimnisvoll zu sein aber immer noch zu klein, um ohne Mühe in das Grab schauen zu können. Die kleinsten Besucher nutzen deshalb die stufige Bauweise, um von oben einen Blick hinein zu werfen. Dass offenbar mehr kleine Besucher als erwartet im Museum sind, erkennt man an den Abnutzungen des für die Inneneinrichtung verwendeten Materials bereits nach wenigen Monaten. In Verbindung mit der Innenarchitektur und dem verwendeten dunkelgrauen, matten Kunststoff wirkt das Ganze zwar wie ein Regelbau im Westwall, scheint aber nicht so beständig.

Dafür gibt es einige lauschige Eckchen im Museum. »Lauschig« heißt in diesem Fall jedoch, dass man auf Knopfdruck einen wissenschaftlichen Text zu hören bekommt. Wohl gemerkt in einer engen, dunklen Ecke sitzend. Immerhin ist die Sitzfläche von drei Seiten umbaut, sodass die Gefahr herauszufallen im Falle des Einschlafens um 75 Prozent gemindert wurde.

Wenn man nun um eine weitere Ecke herum geht, steht man hinter der »Linse des Fernrohrs in die Vergangenheit«. Auch hier hatte ich mir nach den Ankündigungen in der Planungsphase etwas anderes vorgestellt. An der Wand gegenüber des Glases sollte die Welt aufgemalt werden, wie sie zur Zeit der Kelten war. Wenn sich der geneigte Museumsbesucher soweit neigt, dass er sich dreht, sollte er durch das große Fenster die Welt sehen wie sie heute ist. Diese Rückwand ist heute besonders dunkelgrau und nur mit einigen monochromen Skizzen versehen. Sie wirkt unfertig. Wahrscheinlich ist hier bereits die vom Bund der Steuerzahler bemängelte Kostenexplosion bekannt geworden, sodass die Arbeiten sofort eingestellt wurden und die Zeichnungen nicht vollendet werden konnten.

Mal im Ernst: das Museum »Keltenwelt am Glauberg« ist durchaus sehenswert. Dass es aber dunkel und bedrückend wirkt ist nicht nur mir aufgefallen. Es wird viel Wissen auf engem Raum vermittelt und die Ideen mit den Gucklöchern, Schubladen und dem nachgestellten Grab des Keltenfürsten führt dazu, dass Besucher im Museum selbst aktiv werden müssen und nicht nur passiv konsumieren. Dies gilt insbesondere für die Installationen, die den Kindern auf spielerische Art und Weise die Welt der Kelten näher bringen soll. Ein bisschen ärgerlich allerdings waren die Puzzle auf den Touch Screens. Denn diese waren sehr widerspenstig in der Bedienung, was zu langen Schlangen und ganzen Trauben von Kindern führte. Diese Trauben standen natürlich direkt auf einer auf einer Landkarte auf dem Boden und als ich begann, diese freizuräumen indem ich Kinder schubste, wurde die Aufsicht auf mich aufmerksam. Damit endete mein Tag in der »Keltenwelt am Glauberg«.
 
 
 
 

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