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Nachdem ich früher als
Mitarbeiter der Lokalpresse über einzelne Ideen und Planungen zum Keltenmuseum
auf dem Glauberg berichtet hatte, war ich nun zum ersten Mal dort.
Seit ich das letzte Mal hier war, hat
sich vieles verändert. Das ist immerhin auch schon fast vier Jahre her. Der
Parkplatz ist immer noch derselbe, ein bisschen größer geworden, ein bisschen
voller geworden und die Autos die hier stehen kommen noch immer aus aller Herren
Bundesländer. So ein neues Keltenmuseum an einem so bedeutenden Ort ist mehr
denn je ein Publikumsmagnet.
Von außen sieht das Museum so aus,
wie es von den Wissenschaftlern und Architekten vor Jahren vorgestellt wurde.
Damals war es selbstverständlich noch in der Planungsphase und bis zur
Fertigstellung wird sich einiges geändert haben. Zu dieser Zeit wurde der
Museumsbau als »Fernrohr in die Vergangenheit« vorgestellt. Für ein Fernrohr kam
mir schon damals die Form an bisschen kantig vor aber vielleicht wird die
Witterung auf dem Glauberg dafür sorgen, dass sich die Architektur im Lauf der
Jahrhunderte an die ursprünglich gedachte Rohrform angleicht.
Nachdem ich das Museum betreten habe,
stehe ich im Erdgeschoss zunächst vor der Gastronomie, welche auf den ersten
Blick von der Fläche her mindestens halb so groß ist wie der Museumsraum im
ersten Stock. Eine »kleine Cafeteria« war aber damals schon in der Planungsphase
angekündigt worden. Aber wenigstens war die Treppe, die ins erste Obergeschoss
führt, so wie sie angekündigt worden war: nämlich schön breit. Am Ende der
Treppe angekommen steht man an der Kasse, wo es noch schön hell ist. Dreht man
sich um, wird es schon langsam dunkel.
»Dunkel« ist in der »Keltenwelt am
Glauberg« überhaupt ein wichtiges Wort. Vielleicht möchte man nicht nur den
Kindern und Jugendlichen die Arbeit der Archäologen in der Praxis näher bringen,
und hält deshalb den Ausstellungsraum ein bisschen schummrig. So kann auch der
erwachsene Besucher die Fundstücke noch einmal entdecken. So ganz persönlich für
sich allein. Bevor man in den eigentlichen Ausstellungsraum eintritt, wird man
multimedial auf die Zeit der Kelten und ihrer Welt eingestimmt. Danach geht man
kurz um die Ecke und kann dort alles tun, was man als Kind nicht durfte.
Wurde einem früher von der Mutter das
Spähen durch Schlüssellöcher verboten, gibt es im Museum viele kleine Gucklöcher
in den Wänden, die sogar an unterschiedliche Augenhöhen angepasst sind. Als Kind
hatte man großen Spaß daran, heimlich durch Schlüssellöcher zu schauen und so
reizt es Jung und Alt auch im Museum durch die Löcher zu linsen. Dies gehört zu
den Vorrichtungen, die ich in der »Keltenwelt am Glauberg« für nützlich halte.
Denn gleich neben diesen Gucklöchern befinden sich Vitrinen, in denen die
Originalfundstücke oder deren Fragmente gezeigt werden. Wie diese Gegenstände in
fast neuwertigen Zustand ausgesehen haben, enthüllen die Gucklöcher, welche eine
3- D- Sicht auf eine Rekonstruktion des Exponats freigeben.
In fremden Häusern Schubläden
aufzuziehen, war einem von den Eltern auch verboten worden. Jedoch darf man dies
Museum auf dem Glauberg, man wird sogar darum gebeten. Denn in diesen befinden
sich weitere Exponate, die so klein sind, dass sie eben in Schubladen
hineinpassen, in ihrer Anzahl aber keinen Platz mehr in den Vitrinen fanden.
Hätte man das Museum ein bisschen größer gebaut, hätte man vielleicht mehr
Vitrinen unterbringen können. Aber vielleicht soll auch das den
Entdeckerinstinkt der Museumsbesucher wecken und die Aktivität, etwas geöffnet
zu haben, wird durch den Blick auf neue Exponate belohnt.
Ebenso verhält es sich mit den auf
den Boden gezeichneten Landkarten oder Skizzen. Auch die hätte man wohl
ordentlich an die Wand malen können, wäre das Museum ein bisschen größer
geworden. Denn wenn man hier Entdecker spielt und die Landkarten oder Skizzen
auf dem Boden freilegen will, wird man nicht belohnt sondern von anderen
Museumsbesuchern oder der Aufsicht zur Ordnung gerufen. Aber wie soll man sich
einen freien Blick auf das Gemälde auf dem Fußboden verschaffen, ohne die
Besucher beiseite zu schieben?
Für richtige Entdecker wurde das Grab
des Keltenfürsten originalgetreu nachgebaut. Diesmal sogar mit einem richtig
großen Guckloch, das zu groß ist, um geheimnisvoll zu sein aber immer noch zu
klein, um ohne Mühe in das Grab schauen zu können. Die kleinsten Besucher nutzen
deshalb die stufige Bauweise, um von oben einen Blick hinein zu werfen. Dass
offenbar mehr kleine Besucher als erwartet im Museum sind, erkennt man an den
Abnutzungen des für die Inneneinrichtung verwendeten Materials bereits nach
wenigen Monaten. In Verbindung mit der Innenarchitektur und dem verwendeten
dunkelgrauen, matten Kunststoff wirkt das Ganze zwar wie ein Regelbau im
Westwall, scheint aber nicht so beständig.
Dafür gibt es einige lauschige
Eckchen im Museum. »Lauschig« heißt in diesem Fall jedoch, dass man auf
Knopfdruck einen wissenschaftlichen Text zu hören bekommt. Wohl gemerkt in einer
engen, dunklen Ecke sitzend. Immerhin ist die Sitzfläche von drei Seiten umbaut,
sodass die Gefahr herauszufallen im Falle des Einschlafens um 75 Prozent
gemindert wurde.
Wenn man nun um eine weitere Ecke
herum geht, steht man hinter der »Linse des Fernrohrs in die Vergangenheit«.
Auch hier hatte ich mir nach den Ankündigungen in der Planungsphase etwas
anderes vorgestellt. An der Wand gegenüber des Glases sollte die Welt aufgemalt
werden, wie sie zur Zeit der Kelten war. Wenn sich der geneigte Museumsbesucher
soweit neigt, dass er sich dreht, sollte er durch das große Fenster die Welt
sehen wie sie heute ist. Diese Rückwand ist heute besonders dunkelgrau und nur
mit einigen monochromen Skizzen versehen. Sie wirkt unfertig. Wahrscheinlich ist
hier bereits die vom Bund der Steuerzahler bemängelte Kostenexplosion bekannt
geworden, sodass die Arbeiten sofort eingestellt wurden und die Zeichnungen
nicht vollendet werden konnten.
Mal im Ernst: das Museum »Keltenwelt
am Glauberg« ist durchaus sehenswert. Dass es aber dunkel und bedrückend wirkt
ist nicht nur mir aufgefallen. Es wird viel Wissen auf engem Raum vermittelt und
die Ideen mit den Gucklöchern, Schubladen und dem nachgestellten Grab des
Keltenfürsten führt dazu, dass Besucher im Museum selbst aktiv werden müssen und
nicht nur passiv konsumieren. Dies gilt insbesondere für die Installationen, die
den Kindern auf spielerische Art und Weise die Welt der Kelten näher bringen
soll. Ein bisschen ärgerlich allerdings waren die Puzzle auf den Touch Screens.
Denn diese waren sehr widerspenstig in der Bedienung, was zu langen Schlangen
und ganzen Trauben von Kindern führte. Diese Trauben standen natürlich direkt
auf einer auf einer Landkarte auf dem Boden und als ich begann, diese
freizuräumen indem ich Kinder schubste, wurde die Aufsicht auf mich aufmerksam.
Damit endete mein Tag in der »Keltenwelt am Glauberg«.
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